Integration über 3000m - في الجبال حوالي 3000 متر

So ganz alltäglich ist es für Araber nicht, dass sie wandern gehen. Schon gar nicht extrem und auf sehr hohe Berge und im speziellen nicht über mehrere Tage mit Übernachtungen in Hütten.

 

Warum eigentlich nicht?

 

Ghaith, mittlerweile unser Freund aus Syrien, meint, dass es einfach keine Tradition hat und es auch keine speziellen Gegenden dazu gibt. Auf den höchsten Berg bei Damaskus, den Kasiun mit 1150m, konnte man zumindest vor dem Krieg mit dem Auto hochfahren. Jetzt aber ist dieser Gipfel militärisches Sperrgebiet.

  

Bei meiner ehrenamtlichen Arbeit in der Gruppe „Willkommen in Löbtau“ lernte ich den Syrer, Ghaith aus Damaskus, kennen, für den ich mittlerweile so etwas wie ein Pate geworden bin. Ghaith kam 2015 mit der großen Flüchtlingswelle nach Deutschland und floh vor dem Kriegseinsatz in der Assad-Armee.

Mittlerweile hat er sehr gut Deutsch gelernt, eine eigene kleine Wohnung und beginnt Mitte August eine Lehre als Mechatroniker bei X-Fab, einem renommierten Chiphersteller in Dresden.

 

Sein Weg war bis dato nicht einfach und ich habe Ghaith immer gern unterstützt, z.B. gemeinsame Ämterbesuche und bei der Wohnungssuche.

 

In seiner Freizeit ist er nun schon oft mit in der sächsischen Schweiz und auch zum Schneeschuhwandern im Riesengebirge war er mit uns unterwegs gewesen.

Nun, da er nach vielen Bewerbungen einen Ausbildungsplatz gefunden hat, habe ich mir gedacht, dass es ganz gut für ihn wäre, einmal mit auf eine hochalpine Tour zu kommen.

 

Gesagt, getan, eine Tour für Anfang Juli war sowieso gerade in Planung.

 

Ghaith wurde großzügig von der Alpenvereinssektion GOC durch eine Spende mit Bekleidung für diese Tour ausgestattet. Schuhe, zwar getragen aber top in Schuss, sponserte ein weiterer Bergfreund, den Rucksack konnte ich ihm borgen und die geplanten Hütten hatten mir telefonisch alle die kostenlose Übernachtung für Ghaith zugesagt.

 

Ich selbst übernahm die Anreise und Verpflegung – so stand unserem Bergabenteuer nichts mehr im Wege.

Wir fuhren also gemeinsam mit unserem Bergfreund Leo bis Sölden und unser erstes Ziel war Fiegls Gasthaus im Windachtal. Schon dieser Weg, mit einer köstlichen Buttermilch unterwegs auf der Lochlealm, war ein Erlebnis.

 

Ghaith bestaunte die grandiose Bergwelt und übernachtete schon jetzt das erste Mal für ihn in Rekordhöhe bei Fiegls auf 1985m. Er wusste noch nicht, was ihn am kommenden Tag erwartet ….

 

Wir stiegen bei tollem Wetter bis auf 3175m zur Hochstubaihütte, wo wir die nächste Nacht auch verbrachten. Der Aufstieg war schweißtreibend und anstrengend und man merkt auch am Sauerstoffmangel, dass man schon einiges an Höhe erreicht hat. Leckeres Essen, für Ghaith als Moslem natürlich ohne Schweinefleisch, wurde uns  serviert und das Bier schmeckte uns allen auch sehr gut.

Am dritten Tag bestiegen wir den Hausberg, den hohen Nebelkogel mit 3211m und dann ging es in ca. 4h schon wieder bergab bis zur Kleblealm, wo wir den Nachmittag in Ruhe ausklingen ließen und die Nacht bei Norbert und Anita, den Wirtsleuten der Kleblealm, verbrachten.

 

Nun war das Erlebnis für Ghait schon so langsam wieder zu Ende, wir fuhren am Morgen mit dem Wanderbus bis zum Parkplatz und traten die Heimreise an.

Für uns, Ghaith, Leo, und Mario war es ein sehr schönes Erlebnis.

 

Für Unterstützung zu danken habe ich:

  • ·        dem GOC München, Sektion des Deutschen Alpenvereins, für die Bekleidungsausstattung
  • ·        Mario Röckl von Fiegls Hütte im Windachtal für eine Übernachtung
  • ·        der DAV Sektion Dresden und dem Hüttenwirt Tom Grollmus für eine Übernachtung
  • ·        der Kleblealm mit Norbert und Anita für eine Übernachtung incl. Frühstück
  • ·        unserem Bergfreund Leo Ullmann aus Dresden, der Ghaith und mir viel über die Flora und Fauna in den Bergen beibrachte
  • ·        und natürlich unserem syrischen Freund, Mohammad Ghaith Alhanash, dass er so gut durchgehalten und mit uns die Berge erklommen hat. 

Übrigens, Ghaith hat seinen Eltern natürlich auch Fotos von seinem Erlebnis über das Internet nach Syrien gesandt. Als Frage aus der Heimat kam, weshalb er denn dies gemacht hat.

 

Die Antwort: Weil es so schön ist. J

 

Bis bald in den Bergen, Mario.