GOC-Tour im Sellrain - Einzigartig und wild mit Gämsen, Steinböcken und Bären Unterwegs 11.08.-17.08.13

Endlich ging es mal wieder in die Berge, der Winter war ja wirklich lang genug. Zu Acht haben wir uns auf den Weg auf die große Sellrain-Runde gemacht und dabei wirklich kaum eine Schwierigkeit ausgelassen.

Wir acht sind Theo, Dirk, Cordt, Matthias, Sven, Christof, Mario und Lutz.

Jeder Tourteilnehmer hat hier einen Tourentag beschrieben, wir haben uns die Arbeit für diese Webseite gut geteilt.

 

Viel Vergnügen beim Lesen und.... Bis demnächst in den Bergen

 

Mario

11.08.13 Lutz

Anreise und Treff in der Pforzheimer Hütte

Schockiert beobachteten die Tiroler Einheimischen am 11.08.2013 wie sich bergwanderwütiges Volk aus verschiedenen Ecken Deutschlands und Hollands lawinenartig Richtung Pforzheimer Hütte bewegte.

Vergleiche zu den exzessiven Vorgängen während der germanischen Völkerwanderung drängten sich auf. Letztendlich kamen nach größeren Ausfällen (2 Absagen im Vorfeld) die stärksten acht Rucksackträger bis 18.00 Uhr auf einer Höhe von 2308 Metern am Ausgangspunkt einer spektakulären Bergwanderwoche an, wo sie mit großem Hallo vom Tourführer Mario empfangen wurden.

Nach einer Kurzunterweisung zu Klettersteig- Sicherheitsmaterialien und dem Ausrüstungsscheck begann der gesellige Teil des Tages. Im Anschluss an das Abendbrot stellte jeder Teilnehmer sich vor und formulierte seine Erwartungen an die kommenden Tage.

Mit diesen Vorstellungen verabschiedeten sich bald alle in ihre Kojen, denn der unerbittliche Mario würde am nächsten Tag keine Gnade gegenüber Langschläfern kennen, soviel war schon mal klar.

12.08.13 Cordt

Pforzheimer Hütte - Westfalenhaus

Start war am 12. August von der neuen Pforzheimer Hütte aus - in der wir dank Vortagesanreise schon eine bequeme Nacht verbrachten und pünktlich um 7:30 Uhr geschnürt vor der Tür standen und mit den Hufen scharrten. Mario macht wie immer die Vorhut und Dirk – neu in dieser Funktion - den Lumpensammler.

Durch noch liebliche Landschaft windet sich der Weg stetig hinauf zum Zischgelesferner und Zischgenscharte die wir als ersten Höhepunkt erklettern – noch etwas ungelenk am Drahtseil hangelt sich die 8er Seilschaft hinauf und hat einen schönen Rundumblick – zurück zur Pforzheimer Hütte und voraus zum Westfalenhaus sowie den umrahmenden Bergschönheiten.

Auf der Scharte kommen uns Petra und Andrea aus dem schönen Westfalenland (und auch dem Westfalenhaus) entgegen und werden sofort unter die Fittiche von Mario genommen – der den Aufstieg zur Schöntalspitz alleine mit Andrea macht - der erste 3000er in Andrea‘s Leben – was mit gebührender Endorphinausschüttung gefeiert wird.

Im Westfalenhaus angekommen werden wir vom Hüttenwirt Rinaldo und seinem mit Bergweisheiten gesegnetem Vater Ernesto („habt ihr Kranke dabei“ – gemeint sind Vegetarier) herzlich empfangen und umsorgt. Der Abend klingt gemütlich aus und wir haben den Tag genutzt uns zu beschnuppern – was auch wirklich nur am ersten Tag zum empfehlen ist… J

13.08.13 Matthias

Westfalenhaus - Winneseebachhütte

Zwar ist das angekündigte Gewitter vom Vortag über Nacht ausgeblieben, aber trotzdem regnet es am Morgen unseres dritten Wandertages. Das hindert uns nicht daran, erst mal alles so anzugehen, wie am Vorabend geplant. Wie schon das Abendessen, setzt sich auch das Frühstück im Westfalenhaus sehr positiv von den anderen Hütten ab. Nur die Schweinfurter Hütte kann das noch toppen, aber das wissen wir an diesem Tag noch nicht… Beim Frühstück werden wir wieder wunderbar von Hüttenwirt Ernesto unterhalten, auch wenn die Irritation über seine Frage am Vorabend beim Autor noch nicht ganz abgeklungen ist. „Habt ihr auch Kranke in der Gruppe?“ Mit dieser Frage wollte Ernesto sich erkundigen, ob Vegetarier dabei wären.

 

Als wir uns um 8.30 Uhr vor der Hütte treffen, hört der Regen langsam auf und wir brauchen unsere Regensachen nicht rausholen. Super! So fällt auch die Entscheidung für Marios Vorschlag leicht nicht die kurze Route zur Winnebachseehütte einzuschlagen, sondern eine längere, die auch etwas anspruchsvoller ist. Gesagt, getan und schon geht es los.

Wir lassen die Hütte hinter uns und es dauert nicht lange bis er ordentlich bergauf geht. Ehe wir uns versehen, stapfen wir auch durch Schneefelder. Nach und nach sind uns die Sachsen auf den Fersen. „Der Radebeuler“ und sein Sohn haben uns im Nu überholt und wir können sehen, dass die beiden sich auch in Richtung Seeblaskogel aufmachen. Diesen Gipfel möchten wir heute auch noch erklimmen. Als wir zwischen den Schneefeldern Pause machen, erreicht uns auch die zweite sächsische Fraktion aus Chemnitz, die sich anschließt die Seeblaskogel zu besteigen. Wir legen unsere Rucksäcke ab und los geht’s. Nach weiteren Schneefeldern heißt es Klettern. Zwischendurch treffen wir Vater und Sohn beim Abstieg vom Gipfel.

Oben angekommen heißt es erst mal „Bergheil“. Einige von uns sind das erste Mal über 3000 m und das ist natürlich etwas ganz Besonderes. In alle Richtungen nichts als Berge, Berge, Berge… Auch die Winnebachseehütte können wir schon sehen. Wir halten uns nicht lange auf der Seeblaskogel auf, denn das Wetter verzieht sich. Als wir wieder bei den Rucksäcken ankommen, liegt der Gipfel schon im Nebel. Das nennt man wohl „Timing“.

Dann geht es langsam bergab und leider beginnt es auch zu regnen. Der Weg ist durchaus anspruchsvoll und Schneefelder wechseln sich mit Geröll ab. Als wir einen Gletschersee erreichen, hört der Regen langsam auf. Mario klärt uns am See über Nähr- und Zehrzonen des Gletschers auf, die man an diesem Gletscher sehr gut unterscheiden kann. Weiter bergabwärts wird es nicht nur grüner, sondern auch sonnig. Als wir die Hütte schon im Blick haben, machen wir noch mal Pause und lassen unsere Regenklamotten trocknen. Ein Teil der Gruppe bildet schon mal die Vorhut, ein Teil bleibt noch etwas, um das 360-Grad Panorama oberhalb der Winnebachseehütte bei strahlendem Sonnenschein zu genießen.

Schließlich treffen wir uns alle vor der Hütte wieder, wo sich die meisten von uns mit Strudel, Kaffee oder Suppe stärken. Dann richten wir uns im Matratzenlager ein. Dieses Mal sind wir das erste Mal alle in einem Lager untergebracht und die Frage wer wo und neben wem schläft, lädt durchaus zur Diskussion ein. Die Winneseebachhütte ist kleiner als die bisherigen Hütten und hat einen sehr urigen und gemütlichen Charme. Es gibt eine Dusche und dort bildet sich erst mal eine Schlange.

Beim Abendessen treffen wir auf weitere Sachsen und bei uns am Tisch sitzt ein anderer Vater mit seinem 10-jährigen Sohn („die Leipziger“). In der engen Hütte fallen wir beim Abendessen als Gruppe durchaus den anderen Hüttengästen auf. Woran das wohl liegen mag? Der Leipziger Vater kommentiert uns folgendermaßen: „Eure Interaktion ist schon wirklich außergewöhnlich.“ Was er wohl damit gemeint hat?

 

Unsere Feedbackrunde an diesem Abend ist durchaus spannungsreich und die Auffassungen, wo, wann und warum man am Weg mal stehen bleibt (Stichwort „Blümchen schauen“) gehen schon etwas auseinander. Da der Autor früh im Matratzenlager verschwindet, kann an dieser Stelle nur auf Erzählungen der anderen zurückgegriffen werden. Es wird von mehreren Schnapsrunden berichtet und von einer zerstörten Glühbirne beim Aufstehen vom Tisch. Ist das jemand aufgestanden oder aufgesprungen? Das muss hier offen bleiben

 

 

Was bleibt als Fazit des Tages zu sagen: Die Tour war abwechslungsreich, sowohl durch das Wetter als auch die Wegbeschaffung. Anspruchsvoll, aber machbar. Im Hinblick auf die Gruppe: An diesem Tag zeichnet sich eine klare Dynamik innerhalb der Gruppe ab. Das macht neugierig, wie es wohl in den nächsten Tagen weiter gehen wird. Und ansonsten: So langsam erlangen „die Chemnitzer“ den Status nachgeordneter Gruppenzugehörigkeit, denn durch die gemeinsame Gipfelbesteigung wird aus ihnen „Marika, Uwe und Claudia“.

14.08.13 Christof

Winneseebachütte - Schweinfurter Hütte

Wir dürfen 30 Minuten länger schlafen! Das ist eine kleine Sensation. Aber die kurze Tagesetappe von der Winnebachseehütte bis zur Guben-Schweinfurter Hütte (2.028 m) gibt das her.

Also brechen wir um 8:30 von der Winnebachseehütte (2.372 m) auf. Frische 3 Grad hat’s hier oben, über dem Bergsee wabern noch die Wolken, ein selbstgezimmertes Floß liegt verlassen am Ufer - dazu passt die Stimmung in der Gruppe. Still gehen wir die ersten Schritte. Bei der Umziehpause will sich noch keiner so recht entblättern. Erst als der Pfad schottrig und steiler wird, wird es uns wärmer, die Wolken geben die ersten Gipfel und Spitzen frei.

Ein Stück Himmel am Zwieselbachjoch (2868 m). Und ein Adler, der mit seinen mächtigen Schwingen seine Runden dreht. Während unsere Gruppe sich eine ausgedehnte Pause gönnt, steigen Erik und sein Vater den langen Gletscher zum Breiten Grieskogel (3285 m) auf. Die beiden Männer aus Radebeul gehören ebenso wie die freundliche Familie von Claudia aus Chemnitz zu den Wanderern, denen wir auf unserer Hüttenwanderung immer wieder begegnen. Für ein ausgiebiges Sonnenbad ist es hier am Joch noch zu kühl, deshalb treibt es uns dann doch über Blockwerk, Schotter und schmale Pfade in das sich immer weiter öffnende Tal.

Im Isselboden genießen wir bei strahlendem Sonnenschein das satte Grün und Rot der Alpenrosen und lauschen dem leisen Rauschen des Bergbachs, der sich durch die Wiesen schlängelt. Ruhe und Frieden strahlt dieser Platz aus und als Mario zum Aufbruch Richtung Zwieselbachalm tönt, erwachen die Gelüste auf Topfenstrudel, Kaspressknödel, Kaffee oder Radler.

Auf der Zwieselbachalm dann Lagebesprechung: Morgen steht die Königsetappe auf dem Programm. Haben wir uns heute genügend erholen können, für den langen Wilhelm-Oltrogge-Weg? Fühlen wir uns den Herausforderungen jäh abfallender Steilflanken gewachsen? Unsere Gruppe ist sich einig: Wir wollen es probieren. Alle haben auf diesen Tag hingefiebert.

Nach unserer Rast kommen wir nur wenig später an der Guben-Schweinfurter Hütte an. Ein Segen: Es gibt Handyempfang. Endlich! Von der Hüttenwirtin erfahren wir, dass Barbara, die eigentlich heute zur Gruppe stoßen sollte, ihren Schlafplatz storniert hat. Und wir erfahren, dass die Wirtsleute nicht gewillt sind, Barbaras Anzahlung zurück zu zahlen. Nachdem Mario die Wirtin an die Wand diskutiert hat, fließt das Geld zu guter letzt. Frisch geduscht mache ich mich an den Bericht dieses eingeplanten Ruhetags.

Nachtrag: Während wir zu Abend essen, entdecke ich draußen auf der Terasse Erik aus Radebeul mit seinem Vater; an unserem Tisch sitzt Claudias Familie. Und Theo, der sich nun entschieden hat, den Oltrogge-Weg nicht mitzugehen, wird morgen den drei Chemnitzern auf ihrer Route Gesellschaft leisten.

 

15.08.13 Sven

Schweinfurter hütte - Bielefelder Hütte

Heute hieß es: „Auf zur Königsetappe unserer Tour!“ – der Wilhelm Oltrogge Weg lag vor uns. In den diversen Wegbeschreibungen war die Gehzeit mit 7-9 Stunden angegeben – Mario hatte am Vorabend daher keine Probleme, uns von einer frühen Abmarschzeit (7:30 Uhr) zu überzeugen. Unser Quoten-Niederländer entschied sich für eine andere, etwas leichtere Variante (wir sollten in zwei Tagen ein freudiges Wiedersehen an der Dortmunder Hütte haben).

 

Unsere Tour begann bei herrlichem Sonnenschein, der uns erfreulicherweise auch den ganzen Tag erhalten blieb. Nach einem Aufstieg auf leichtem Gelände begann der eher sportliche Teil unserer Etappe. Der zum Teil recht exponierte und steile Weg war an einigen Stellen durch Stahlseile und Tritte gesichert, so dass wir zwar konditionell gefordert wurden, aber gleichzeitig auch immer ein Gefühl der Sicherheit hatten. Die Belohnung für die Anstrengungen waren grandiose Fernsichten.

 

In der Niederreichscharte hielten wir unsere „Mittagsrast“. Hier zeigte sich ein Gruppenmitglied ziemlich exponiert – seine Jeans war beim Klettern gerissen, aber die Unterhose hielt. Erwartungsgemäß führte dies zu diversen Fotos der Mitwanderer sowie zu einer bereits gut bekannten Diskussion mit Mario. Eventuell würden sich Funktionshosen doch besser zum Wandern eignen – aber eine Zweit-Jeans tat es auch ;-). Nach Gemütsberuhigung aller Wanderfreunde und Auffüllen der Energie-Reserven ging es weiter – wir hatten ja noch einen langen Weg vor uns.

 

Es folgte eine eher leichte Kammüberquerung mit wiederum tollen Aussichten und ein ziemlich langer, zum Teil gerölliger Abstieg zur Achplatte. Hier machten wir – schon etwas müde – eine zweite größere Pause und unser Organisationstalent Mario bestätigte unsere Schlafplätze in der Bielefelder Hütte. Der weitere Abstieg führte uns zur verfallenen „alten“ Bielefelder Hütte und den Besinnungsweg. Hier gab es bei warmer, aromatischer Bergkiefern-Luft fast so etwas wie ein mediterranes Sommergefühl. Nach ca. 9 Stunden kamen wir schließlich müde aber mit vielen neuen Bergeindrücken an der Bielefelder Hütte an. Die Skilifte und ein kurzer asphaltierter Weg zur Hütte zeigten deutlich, dass hier im Winter der Ski-Zirkus tobt – aber es war ja Sommer J.

 

Werner, der Hüttenwirt, sorgte am Abend mit gutem Essen und ein wenig Obstler für eine ausgelassene Stimmung. Auch Michael, seine rechte Hand, war mit seinen überraschend langen, blonden Haaren schnell integriert und so konnten wir den anstrengenden aber auch sehr schönen Bergtag (auch ganz ohne Gipfelerlebnis) in entspannter Atmosphäre ausklingen lassen.

16.08.13 Dirk

Bielefelder Hütte - Dortmunder Hütte

Der letzte Tag… Nach einem ereignisreichen Hüttenabend, der insbesondere unserem trinkfesten Bergführer sicherlich etwas länger in Erinnerung bleiben wird, ging es dann doch recht zeitig aus den Federn und an das eher hüttentypische Frühstück. Das Wetter ließ keinen Zweifel aufkommen, der letzte Tag ruft nicht nach nur einem kleinen Spaziergang zur Dortmunder Hütte sondern nach einer ordentlichen Tour – sehr zum Leidwesen derer, die die Nacht noch etwas in den Knochen hatten.

 

Nachdem wir Lutz gen Dresdner Heimat verabschiedet hatten ging es dann für die restlichen 6 los auf die letzten ca. 1000 Höhenmeter. Der erste Gipfel war nicht weit, nach einer guten Stunde erreichten wir den Wetterkreuzkogel, der Berg der das sog. Tyroler Kreuz trägt. Hier musste erst mal ausgiebig Rast gemacht werden und wir mischten uns unter die Schafherde, die uns freudig begrüßte.

 

Nach dieser Erholung ging es weiter. Hoch hinaus, wohl höher, als wir alle gedacht hatten, ging der Weg im Stile des Vortages weiter und die Höhenmeter stiegen und stiegen. Gegen Mittag war die Mittertaler Scharte mit 2531 m geschafft und der Blick in den Abstieg tat sich auf. Hinunter wurde es ein langer Abstieg, der aber durch die Wegführung sehr abwechslungsreich und kurzweilig wurde. Um 14:30 waren wir dann am Stausee vor der Dortmunder Hütte und nach einer kurzen Umrundung kamen wir dann auch alle glücklich und zufrieden dort an. Ein letzter Kaiserschmarn bzw. Kuchen und ein finales Feedback – Runde schlossen diese Woche rund um Kühtai ab.