GOC-Tour Kreuzeckgruppe 30.06. bis 07.07.12

 

Tagebuch unseres Bergfreundes Peter:

 

Wild, einsam, wunderbar, wanderbar

 

Unter dieser Überschrift hatte Mario, unser Tourenleiter, zur gemeinsamen Hüttentour in die Kreuzeckgruppe nach Osttirol geladen. Sechsjungen (Mario, Sven, Christoph, Stefan, Thomas und Peter) und ein Mädchen (Christina) sind dem Ruf gefolgt und waren am Schluss tief beeindruckt und hochzufrieden. Der Wettergott hat den vielen „W“ noch das notwendige Wetterglück hinzugefügt.


Die Kreuzeckgruppe ist eine Gebirgsgruppe in den Ostalpen. Zusammen mit der Ankogelgruppe, der Goldberggruppe, der Glocknergruppe, der Schobergruppe, der Granatspitzgruppe, der Venedigergruppe, den Villgratner Bergen und der Rieserfernergruppe bildet die Kreuzeckgruppe die Großgruppe der Hohen Tauern.

 

Sie befindet sich in Österreich in den Bundesländern Tirol und Kärnten. Die höchsten Gipfel sind Polinik (2.784 m), Striedenkopf (2.749 m), Hochkreuz (2.709 m) und Kreuzeck (2.701 m). Die Kreuzeckgruppe umfasst eine Fläche von 450 km², die kaum besiedelt sind, was wir aus eigener Wandererfahrung bestätigen können.

 

 

 

Jetzt aber der Reihe nach:


30. Juni 2012 - Anreisetag – gemeinsamer Treffpunkt im Hotel „Zur Post“ in Oberdrauburg mit gutem Essen und gegenseitigen Kennenlernen.

 

01. Juli 2012 – mit dem Zug nach Möllbrücke-Sachsenburg, unserem Ausgangspunkt. Bei über 30 Grad im Schatten um 10.30 Uhr Aufstieg zur Salzkofelhütte in 1987 m Höhe. Das sollten harte, heiße und beschwerliche 1.429 Höhenmeter werden. Bereits hier hat sich Marios Ansage, nehmt ausreichend Wasser mit, bewährt. Dennoch waren wir froh auf halber Höhe auf ein Bauernhaus mit freundlichen Bewohnern zu treffen - Wasser, Cola und Bananen halfen uns die Reststrecke zu absolvieren. 18.00 Uhr hatten wir unser Ziel erreicht und Josephine, die Hüttenwirtin, begrüßte uns mit gutem Essen (Schweinebraten und Kartoffeln) und ausreichend Getränken.

 

02. Juli 2012 – Erste Bergetappe im alpinen Gelände. Nach einem guten Frühstück um 7.45 Uhr Abmarsch von der Salzkofelhütte mit dem Ziel Feldnerhütte. Auf meist unschwierigen Wegen (Berglüge) geht es hinauf zur Goldgrubenscharte in 2.448 m Höhe. Danach wird der Weg anspruchsvoller, Seilsicherungen helfen darüber hinweg. Jedoch Vorsicht, aufgrund des bröseligen Gesteins halten nicht alle Verankerungen in der Wand, was sie versprechen. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit ist Pflicht. Kleine Rast auf der Annaruh (2.508 m) im brausenden Wind, dennoch, das Wetter hält, bisher kein Regen und Schnee. Von der Annaruh geht es auf leichten Wegen (keine Berglüge) wunderschön bergab in Richtung Feldnerhütte. Grandiose Aus- und Weitblicke bieten sich den einsamen Wanderern. Besonderheit ist, dass man aufgrund der weiten, einsamen Landschaft schon Stunden vor Ankunft das Ziel, die Feldnerhütte, sehen kann. Bis dahin begegneten uns 4 Gämsen, zahlreiche Murmeltiere, die uns mit lauten Pfiffen von Tal zu Tal „übergaben“ und eine dicke Erdkröte, die sich auch durch Küssen nicht in einen Prinzen verwandeln wollte. Kurz vor dem Ziel ein einsamer Bauer an einer Holzhütte, der nach seinen Kühen schaute. Diese Treffen werden sich in der Kreuzeckgruppe wiederholen, viele Kühe und ab und zu ein Bauer, ansonsten menschenleer. Schließlich hatten wir nach 8,5 Stunden unser Ziel erreicht und wurden vom Hüttenwirt Bruno mit einen zünftigen Zirbel begrüßt. 

 

Ein Klick auf die Bilder vergrössert diese.

03. Juli 2012 – Geplant war eine 7-Stundenwanderung zum Hochtristen, die fiel aber ausnahmsweise, aufgrund des Wetters, aus. In der Nacht zuvor hatte es gewittert und noch am Morgen ging heftiger Regen nieder. Das hieß, erst einmal abwarten. Ab 9.30 Uhr klarte es auf und eine wunderschöne „Ersatztour“ auf den Gipfel des Kreuzecks (2.701 m) belohnte uns. Anschließend folgte ein ruhiger Nachmittag mit Kaffee und Kuchen. Wir nutzten die verbliebene Zeit, um uns mal die Nebenräume und Einrichtungen einer Alpenhütte zeigen zu lassen. Vom Lebensmittellager, dem Kraftwerk zur Stromerzeugung bis zur hütteneigenen Klär- und Kompostieranlage gab es viel zu sehen. Hier wurde uns klar, dass hinter der Hüttenromantik viel Arbeit steckt. Später gab es ein hervorragendes Abendessen (Rinderroulade mit Erbsen und Salzkartoffeln) und angenehme Gespräche, bei hervorragendem Wein, mit dem Hüttenwirt Bruno. Bruno ist Berliner, ausgesprochen tolerant und gayfreundlich. 22.00 Uhr fielen alle erschöpft ins gemeinsame Matratzenlager.

 

04. Juli 2012 – Langer Marsch in Richtung Hugo-Gerbers-Hütte – von allen als die Königsetappe bezeichnet. Ein wunderschöner aber teilweise beschwerlicher Weg über Grate und Scharten mit phantastischen Ausblicken (Kreuzeck-Glenktörl auf 2457 m). Bei Regen und Schnee nicht zu empfehlen. Nach wiederum teilweise schwierigen aber schönen Wegen und der Überschreitung des Hochkreuz (2709m) Ankunft in der Hugo-Gerbers-Hütte. Die Hugo-Gerbers-Hütte ist die ursprünglichste Hütte auf dieser Tour, kein fließendes Wasser, kein Strom und Plumpsklo auf halber Höhe zwischen Stube und Schlafraum. Waschen an einer 50 Meter entfernten Quelle, abends bei Kerzenlicht essen und plaudern. Die Hütte wird wochenweise von Sektionsmitgliedern aus Wien betrieben, gekocht wird, wie in allen Hütten üblich, auf einem Holzofen.

 

05. Juli 2012 – Abmarsch, wie jeden Morgen um 7.45 Uhr in Richtung Anna-Schutz-Haus, unsere letzte Etappe. Nachts zuvor starkes Gewitter und Hagel, alles weiß. Aufgrund wieder aufkommender Gewittergefahr musste streckenweise der Grat verlassen und Umwege gegangen werden. Von der Zeit her die längste Etappe, die durch die gegangenen Umwege insgesamt auf 9,5 Stunden mit wenigen Pausen kam. Belohnt wurden wir mit einer erneuten Gipfelerstürmung kurz vor dem Ziel. Alle konnten sich in das Gipfelbuch des Ederplan (Heimkehrerkreuz in 2061m Höhe) eintragen. Anschließend wartete der wohlverdiente Zirbel, kredenzt von Hüttenwirtin Traudel, auf uns. Das Anna-Schutz-Haus liegt auf 1.992m  und bietet mehr Komfort als andere Hütten, die wir in dieser Woche gesehen haben. Hier gibt es, auch aufgrund der Möglichkeit mit einem Auto anzufahren, sogar eine Speisekarte zum Aussuchen. Der Hirschgulasch aus eigener Jagd und der anschließende Kaiserschmarrn waren hervorragend, nicht zu vergessen die vorzügliche Graupensuppe vorneweg.

 

06. Juli 2012 – Abschlusstag – nach einer Woche voller Eindrücke heißt es Abschied nehmen. Nach gutem Frühstück ging es nochmal ca. 3 Stunden, auf diesmal wirklich leichten Wegen (keine Berglüge), bergab nach Dölsach. Am Bahnhof verabschiedeten wir uns voneinander. Es war wunderschön und der eine oder andere wird sich bestimmt auf einer neuen Tour wiedersehen.

 

Fazit: Die Kreuzeckgruppe ist unbedingt zu empfehlen, nur geht bitte nicht alle auf einmal los, sonst verliert die Gegend ihren unverwechselbaren, wilden und schönen Charakter. Und wenn Ihr geht, geht mit dem GOC, selten trifft man auf angenehmere Wanderbegleiter und kompetentere Tourenleiter. Das Versprechen wild, einsam, wanderbar und wunderbar wurde eingelöst.