Das ist doch die Höhe - Hochkönig mit Matrashaus 10.-14.08.24

 

Ein Tourenbericht unseres Bergfreundes Christof Büttgen.

 

 

Samstag, 10. August 2024

Zwei Teams – ein Ziel: Imlau, Wanderparkplatz Ostpreußenhütte.

Team Matthias fuhr über die Landstraße, Team Marco über die Autobahn. Hinter Bischofshofen ging es steil hoch durch Almenwiesen; immerhin war die Straße asphaltiert. Kann das richtig sein? Mit knappem Vorsprung gewann Team Marco mit Kollege Mario. Am Parkplatz erwartete uns ein voll analoger Parkautomat: Ziehe ein Holzplättchen mit deiner Parknummer aus dem Schlitz, wirf eine Münze ein und lege das Plättchen aufs Armaturenbrett. Ganz ohne Strom und ohne Quittung. Marcos Auto wurde am Waldrand sicher vor den Kühen abgestellt. Es genoss die Aussicht und wartete geduldig auf die Rückkehr der abenteuerlustigen Wanderer. Schnittig fuhr Matthias uns vier nach Bischofshofen zum Park&Ride-Platz an der A10. Abstieg ins Gewerbegebiet. Weiter ging es nach Mühlbach mit dem öffentlichen Personennahverkehr. Als wir in den Wanderbus umstiegen, bebte das Herz vor Freude. Wieder ging es über eine steile Almenstraße gen Himmel. Diesmal Richtung Arthurhaus. Zuerst mussten wir uns orientieren, damit wir uns am Großraumparkplatz mit der urigen Selbstbedienungsschenke nicht aus den Augen verloren. Von dort wanderten wir zur Mittelfeldalm, wo wir übernachteten. Zufällig wurden wir Zeugen eines Junggesellenabschieds. Der Bräutigam trug einen albernen Helm mit zwei Bierbüchsenhaltern und Trinkschläuchen. Beim Fusshakeln zeigte sich schnell, wer das kräftigste Exemplar unter den Mannsbildern war. Kameramann Mario, seines Zeichens Tourenleiter beim Gay Outdoor Club, der queeren Sektion des Deutschen Alpenvereins, wurde auch zum Kräftemessen eingeladen. Schwer mit einem Infekt ringend, lehnte er das Angebot ab und filmte das fröhliche Spektakel fortan aus sicherer Entfernung. Am Abend verwöhnte uns der Wirt der Hütte gekonnt gelangweilt mit kulinarischen Herausforderungen: unsere erste Hüttenbolognese auf dieser schweißtreibenden Tour im Hochkönigsstock war fällig.

 

Sonntag, 11. August 2024

Die Nacht war erholsam, das Frühstück fad, der Kaffee dünn. Los ging es mit dem Aufstieg. Wir pausierten im Halbstundentakt durch die steile und felsige Bergwelt. Das erste Highlight: die Torsäule. Verschiedene Kletterer nahmen es mit der sonnenexponierten Wand auf. Wir schauten hochtungsvoll zu. Weiter ging es. Die Sonne brezelte, der Schweiß lief, der Atem stockte. Durch Schotter ging es hoch. Immer wieder überholten wir kleine Wandergruppen und immer wieder wurden wir überholt. Still und einsam war es nicht. Von der vielbeschworenen Bergfauna bekamen wir leider nur eine abgestürzte Gams zu sehen. In Christofs Erinnerung hätte sich die Hütte viel früher ankündigen müssen, doch dann endlich zeigte sich das Matrashaus als Lichtreflex im gleißenden Sonnenlicht in weiter Ferne. Ein freudiges Aufstöhnen durchfuhr die Männer. Weiter ging es durch Schotterscheiße, wie es unser angeschlagener Wanderführer nannte.

15:45 Uhr Ortszeit: Nach dem kleinen Klettersteig auf das Gipfelplateau wurde es chillig. Und es hörte nicht mehr auf. Tiefenentspannt mit dem Bierglas in der Hand auf sonnengegerbten Bänken weilend trafen wir die Leute wieder, die uns überholt hatten. Eine Gleitschirmfliegerin stürzte sich den Gipfel hinab. Als Abendessen gab es Hüttenbolognese, diesmal mit Nachschlag und Salat aufs Haus.

 

Montag, 12. August 2024

Die Nacht war furchtbar, das Lager voll: Zärtliches Gebrumme vom Bett an der Tür, um 4:15 Uhr der erste Wecker für die Sonnenaufgangsfrühaufsteher. Um 5:30 Uhr der zweite Wecker für die, die die Romantik des Sonnenaufgangs lieber verpassen wollten. Geknister und Geraschel, plötzlich Licht im Lager. Für die hochkönigliche erste Mahlzeit am Tag war es eigentlich noch viel zu früh. Karg wie die Felsenlandschaft war das Frühstück.

Frisch gestärkt ging es bergab zur Ostpreußenhütte. Ein paar Abkürzungen über Schneefelder, viel Auf und Ab, links und rechts herum um Felsen bis zu einer Anhöhe mit echter Wiese zum Hinlegen und in den Himmel gucken. Es folgte ein wildromantischer Abstieg durch Schotter und Schrofen, immer entlang der steil aufstrebenden Wände bis zu der Scharte, die den Blick ins Salzachtal und auf die Ostpreußenhütte freigibt. Empfangen wurden wir von Daniela, die die Hütte im letzten Jahr übernommen hat. Das Essen ist gut und teuer, die Schnäpse übersteigen mein Preisgefühl. Am Abend zog Gewitter auf. Es scheppert, blitzt und donnert, es rauscht der Regen und reinigt die Luft. Eine entspannte Nacht in Zweibettzimmern.

Dienstag, 13. August 2024

Das Frühstück hinterlässt einen bleibenden Eindruck: 18 Euro. Kein Käse, keine Wurst, fades Brot, Nutella aus dem Napf, die extra Tasse Kaffee musst du auch extra zahlen. Da hilft auch die Scheibe frische Wassermelone und der Veggieaufstrich im Aludöschen nicht: Hier wirst du über den Tisch gezogen. Beim Abstieg verfliegt die üble Laune eine Bank des Wegs weiter: Ein Meer aus Wolken, aus dem sich das Tennen- und Hagengebirge reckt, dösende Kühe auf der Alm, Tau und Nebel im dichten Tannenwald und dann in der Biegung die Überraschung: Da steht ja schon das Auto!

 

Nun geht es nur noch in unsere Pension bei Regensburg, wo wir den Tag frisch geduscht bei leckerem Essen und Bier ausklingen lassen.

 

Mittwoch, 13. August 2024

Unsere kleine Bergtour ist nun beendet und alle fahren mit neuen Eindrücken und Erlebnissen in ihre Heimat.

 

Fakten zur Tour

Mit seinen 2.941 Metern über dem Meeresspiegel ist das Matrashaus eine der höchstgelegenen Schutzhütten in den gesamten Alpen.

Diese exponierte Lage bietet atemberaubende Panoramablicke auf über 200 Dreitausender.

Der Rundbau des Matrashaus thront direkt am Gipfel des Hochkönigs.

Berühmt sind die Sonnenauf- und -untergänge am Matrashaus. Die Farbenpracht am Himmel, kombiniert mit dem beeindruckenden Bergpanorama, ist ein unvergessliches Schauspiel.

Der Aufstieg ist mühevoll. An- und Abreise auch.

Das Arthurhaus ist mit dem Bus erreichbar. Die langjährigen Hüttenwirte der Ostpreußenhütte Babsi und Harald führen nun die Neue Thüringer Hütte im Habachtal.