Ausbildungskurs Alpinwandern im Windachtal 08.07.-13.07.2024

Geplanter Ablauf:

Anreise bis Sölden/Parkplatz Windachtal

Mo 08.07.2024    Treffpunkt auf der Kleblealm (2.000m), 17 Uhr [GZ ca. 1,5h]

Di 09.07.2024      Tour zur Hildesheimer Hütte (2.899) [ca. 1200 hmä, GZ 5h]

Mi 10.07.2024      Touren von der Hildesheimer Hütte, Übernachtung Hildesheimer Hütte (2.899)

Do 11.07.2024     Tour zu Fiegls Gasthaus (1.900m)

Fr 12.07.2024      Tour zum Brunnkogelhaus bzw. Wannenkarsee. Übernachtung Fiegls Gasthaus

 

Sa 13.07.2024 nach dem Frühstück Abstieg zum Parkplatz und Heimreise [GZ ca. 2,0h]

Söldens stille Seite - Das Windachtal – entdecken – Ein Tourenbericht von René Trobisch (Lektor: Mathias Mueth)

Söldens stille Seite entdecken, das hatten sich zehn wanderbegeisterte Menschen aus Dresden, Osnabrück, Hamburg, Marktoberdorf, Meißen, Oschatz, München und Berlin in der Zeit vom 08.08.-13.08.2024 zur Aufgabe gemacht. Doch nicht nur das, sie wollten auch wissen: Wie wandere ich richtig? Was gibt es bei Alpinen Touren zu beachten? Wo liegen Herausforderungen oder auch Gefahren, denn schließlich war dieser (Wander-) Urlaub ein DAV-Kurs der Sektion Dresden als Ausbildungskurs - Bergwandern Alpin - ausgeschrieben und fand unter der Leitung von Sven und Mario statt, beide Mitglieder im DAV-Dresden und GOC-München. So war schließlich auch die Gruppe besetzt, Teilnehmende aus beiden Sektionen, eine bunte fröhliche Mischung. 

Söldens stille Seite, so steht es auch auf dem Alpinen Wanderführer. Mehr als treffend ist dieser Titel gewählt für das im österreichischen Tirol liegende Tal, welches sich östlich im oberen Bereich des Ötztals erstreckt und durch seine relative Ursprünglichkeit besticht. Es liegt im südwestlichen Teil der Stubaier Alpen und ist ein weitgehend natürliches Tal mit sehr wenigen kleinen Almbetrieben und wunderschönen Wanderwegen. Wild rauschend schlängelt sich die Windach durchs Tal und sorgt ständig für ein beträchtliches rauschen und eine erfrischende Abwechslung.  

Tag 1: Kleble Alm (2.015m ü.NN)

Ein Großteil der Gruppe traf sich bereits am Mittag auf dem Wanderparkplatz Granbichl um von dort gemeinsam zu starten. Nach einem "Herzlich Willkommen" auch schon die 1. Ausbildungseinheit: Ausrüstungscheck! Ist alles Wichtige und Notwendige dabei und auch nicht zu viel? Wie schwer ist das Gepäck? Eigens dafür hatten Sven und Mario eine Gepäckwaage im Kofferraum.

Nun konnte es losgehen, Rucksack schultern und richtig einstellen, die Sonnencreme noch einmal auftragen und frohen Mutes und im gemäßigten Tempo das 1. Etappen Ziel - die Kleble Alm - fest im Blick. Entlang der alten Versorgungsstraße führte der Weg wild romantisch und gemächlich das Tal hinauf. Mit jedem Höhenmeter mehr wurde beim Zurückschauen der Blick deutlicher auf Sölden und die atemberaubende Bergwelt rundherum. Zwei Stunden später war verschwitzt das Ziel erreicht. Freudestrahlend erwartete Anita, die Hüttenwirtin, die Gruppe und begrüßt ihre "alt bekannten" Gesichter (Sven und Mario) mit einem Tiroler SERVUS. Lange dauerte es nicht, da stand auch schon der Begrüßungsschnaps für alle auf dem Tisch. Auf der Alm komplettierte sich schließlich auch die Gruppe, zwei Teilnehmer nutzten nämlich ab Sölden den obligatorischen Wanderbus und ein Gruppenmitglied wanderte allein bis zum Treffpunkt Kleble Alm. Nach der Zimmerverteilung und der ersten kleinen Durchschnaufpause stellten sich alle bei einem Erfrischungsgetränk kurz vor und teilten Ihre bereits erworbenen Erfahrungen und Erwartungen an den Kurs miteinander. Von der Gruppenleitung bereits vorbereitet, durfte jeder eine Karte ziehen, auf deren Rückseite alpine Situationen beschrieben waren, die beim Wandern zur Gefahr werden können. So wurden alle einmal zu kleinen Experten in dem Ihnen nun zugelosten Themengebiet. Innerhalb der Woche, immer an einer geeigneten Stelle, gab´s von Ihnen dazu etwas Input beim Wandern.

18:30 Uhr, die erste Stärkung bei der gemeinsamen Mahlzeit steht auf dem Tisch. Flädlesuppe, Rippchen, Kartoffeln mit haugemachtem Dip sowie gebratenen Kartoffeln mit Spiegelei als fleischlose Variation. Als Nachtisch hausgemachten Johannisbeer-Baiser Kuchen.

20:00 Uhr. - die 1. Gruppenlektion stand an, schließlich muss der kommende Tag und die Tour ja vorbereitet werden. In zwei Kleingruppen saßen wir über den Karten und planten unter Berücksichtigung aller relevanten Parameter - Wegstrecke, Höhenmeter, Wettereinfluss, Geländegegebenheit, Pausen- und Pufferzeiten, die folgende Tour. 22:00 Uhr hieß es dann Nachtruhe.

 

 

Tag 2: Hildesheimer Hütte (2.899m ü.NN)

Wie am Vorabend festgelegt, war pünktlich 8:30 Uhr nach dem Frühstück mit gepackten Sachen Start vor der Alm. Durch schattige Wälder, vorbei an saftigen Wiesen führte der Weg weiter hinauf ins Tal. Nach einer Stunde schon ein Zwischen-Etappenziel, eine kleine Kapelle - vor der das erste Gruppenfoto festgehalten wurde. Unweit der Kapelle kamen wir an Fiegel´s-Hütte vorbei. Dort gab es noch einmal die Möglichkeit überschüssiges Gepäck loszuwerden, denn diese Alm sollte nach dem Aufstieg zur Hildesheimer Hütte und zwei dortigen Übernachtungen wieder das Ziel werden. Nach einer kurzen Kaffeepause wanderten wir entspannt weiter Tal aufwärts. Noch führte der Weg gemächlich am Fluss entlang. Je weiter wir gingen, desto beeindruckender wurde die Landschaft. 

Nach drei Stunden Wanderung, am Fuße des Lastenaufzuges der Hildesheimer Hütte, lag er vor uns, der Aufstieg zum Ziel über den Gaiskarweg, noch eine kurze Trinkpause und als Einschub folgte eine Unterrichtung über alpine Gefahren (das Wetter). Wir lagen gut im Zeitplan und auch das Wetter stimmte bisher mit der Prognose überein. Nach dem alle Ihre eigenen Schuhe nachgeschnürt hatten ging es nun steil bergauf. Auf der Hälfte des Aufstiegs dann endlich Mittagspause. Nun war auch das Ziel, nahe dem Gipfel, schon sichtbar. Diesen Moment nutze Sven für einen weiteren Ausbildungsinhalt: Orientieren mittels des Kompasses. Auf welcher Höhe stehen wir gerade? Mit dem Kompass nahmen wir die Hütte in´s Fadenkreuz, so konnten wir auf der Karte genau ermitteln an welchem Standpunkt wir uns befanden.  Auch die Namen der umliegenden Gipfel konnten so bestimmt werden. Nach sechs Stunden Wanderung und 1090 Höhenmeter war es endlich geschafft. 10,8 km lagen hinter uns und wir waren auf der Hildesheimer Hütte angekommen. Nach dem Einchecken gab es noch eine kleine Gruppe Freiwilliger, die sich am nahegelegen Klettersteig probierten. Der Rest der Gruppe erholte sich und genoss sowohl die Aussicht, als auch die Sonne bei einem frischen, leicht kräftigen Wind. 18:30 Uhr, das wohlverdiente Abendessen stand auf dem Tisch und wir genossen ein leckeres Curry. Danach trommelten Sven und Mario alle wieder zusammen, um den nächsten Tag zu planen. Der Abend klang mit Kartenspielen, Lesen und geselligen Gesprächen aus, bis 22:00 Uhr die Hüttenruhe einkehrte. 

Tag 3: Schaufelspitz (3.330m ü.NN)

Wieder war 8:30 Tourenbeginn. Im Rucksack Proviant, Gletscherausrüstung, Regenhose, Windjacke und Sonnenbrille. Schließlich wollte niemand Schneeblind werden auf dem Weg über den Gletscher. Noch war dieser nicht zu sehen, den vorher mussten wir noch ein paar Höhenmeter zurücklegen. Am Schneefeld angekommen hieß es dann erst einmal alpine Gefahren erkennen. Diesmal Schnee, Gletscherspalten, gefährliche Übergänge und Überhänge sowie Maßnahmen bei Sturz auf einem Schneefeld. Nach dem wir gelernt hatten ordnungsgemäß Grödel oder Steigeisen anzulegen, ging es einen sicheren Schneehügel hinauf, der prompt als Ausbildungsort geeignet schien. Unser Ausbildungsteam demonstrierte uns mit einer praktischen Erfahrung wie entscheidend die ersten fünf Sekunden nach einem Sturz sind. Denn dann hieß es, den Körper in die richtige Position zu bringen. „Macht die SPINNE!“ – eine Art Liegestütz, rief Sven, um schnellstmöglich zu Bremsen nach einem Abrutschen. Dies übten wir Kopfüber als auch Rückwärts den Hang hinunter. Gar nicht so einfach. Mit ein bisschen Übung schliff sich das aber gut ein.

 

Der Weg führte uns über den Gletscher direkt an den Fuß vom heutigen Tagesziel. Die Schaufelspitz. Ein Gipfel aus kargem Felsgestein. Hier lehrte Sven uns die geeignete Reaktion bei Steinschlag. Auf dem Gipfel angekommen erschloss sich uns eine grandiose Aussicht über die Stubaier Alpen hinaus. Der Aufstieg hat sich mehr als gelohnt. Am Gipfelkreuz wurden alle mit einem Handabklatsch in luftiger Höhe begrüßt. Ziemlich eng war es um das Kreuz herum. Gut, lange soll und möchte hier ja auch keiner verweilen. Nach einer kurzen Pause und etwas Erholung ging´s dann auch wieder zurück zur Hütte – schließlich war für den Nachmittag ein Gewitter angesagt. Es kam zwar später als angesagt, aber es kam – als in der Hütte Ruhe einkehrte.

Tag 4: Fiegel´s Hütte

Mit gepacktem Rucksack stand heute der Abstieg in Windachtal bevor, wie üblich 8:30 Uhr. Da durch die Schneeschmelze eine Brücke auf dem Weg zur Siegerlandhütte unpassierbar wurde, war der Weg über den Gipfelgrad nach Auskunft anderer Wanderer nicht begehbar und wir wählten den Abstieg ins Tal. Unten angekommen hatten wir knapp 1000 Höhenmeter hinter uns. An der Wegkreuzung standen wir vor zwei Tagen schon einmal. Nun bogen wir noch einmal links ab und liefen weiter Tal aufwärts, entspannt am Fluss entlang. Bis ein Raunen durch die Gruppe ging. „Stopp! Bitte alle einmal umkehren“, rief jemand. Lisa steckte zwischen zwei Felsbrocken fest. Nach einem kurzen Moment realisierten alle, dass dies nun der Ausbildungsteil - Erste Hilfe- war. Gott sei Dank, ihr war nicht wirklich etwas passiert. Wir hatten ja eine Expertin im Team, Daniela, ausgebildete Krankenpflegerin. Sie wusste umgehend und souverän die notwendigen Schritte und Sven ergänzte mit Empfehlungen vom DAV-Notfallplan. Gar nicht so einfach wie gedacht, Lisa zu schultern, schließlich sollte sie zu einem geeigneten Landeplatz getragen werden, wäre es wirklich notwendig gewesen. Den verständigten wir nur in einem fingierten Übungsanruf, ohne wirklich anzurufen. Nun hieß es also Biwaksack auspacken, Wanderstöcke bereitlegen und eine Not- Trage bauen. Sie hielt. Erstaunlich, mit welch einfachen Mitteln das geht. Doch was macht man, wenn man nur zu zweit ist? Rucksacktrage. Also sattelten wir Lisa auf Renés Rücken. Zwischen mir und meinem Rucksack nahm die „Verletze“ platz und los ging es, ein paar Meter. Zum Glück nur ein paar, denn Hut ab, dieses zusätzliche Gepäck möchte im Notfall eine längere Strecke bergab getragen werden. Plötzlich tauchte am Himmel ein Hubschrauber auf. Dieser flog aber nicht zu uns, sondern zur Siegerlandhütte, diese lag nun sichtbar im Berg vor uns. Der Hubschrauber holte dort Leergut ab und versorgte diese mit Nachschub. Nach unserer wohlverdienten Pause im Gras, kehrten wir um und wanderten Tal abwärts zum Tagesziel – Fiegl´s Hütte. Nach 14 km Weg und ca. sieben Stunden Wanderung hatten wir die Alm voller Freude erreicht. Denn hier gab es endlich wieder eine Dusche mit warmem Wasser. Was für ein Genuss. So schnell lernt man, was für ein Luxusgut uns doch täglich umgibt. Mario, der freudestrahlende Hüttenwirt, empfing uns in seiner Hütte sehr, sehr herzlich und bewirtete uns vorzüglich. Von der Terrasse aus ließ sich sogar ein Bartgeier Pärchen mit frischem Nachwuchs beobachten. Am Abend wurde wieder fleißig Karten gespielt und gesellig am warmen Kachelofen geschwätzt.

Tag 5: Maibödele – Stallwiesalm

Und wieder ging es los, wer hätte es gedacht, 8:30 Uhr. Das hatte sich nicht verändert. Im Gegensatz zum Wetter. Ein Regengebiet war über Nacht ins Tal gezogen und hing nun fest. Wir planten einen kleinen Aufstieg zum Maibödele, um dann vor dem angekündigten Gewitter in der Stallwies zu sein und trotzdem etwas Panoramaaussicht zu erheischen. Kaum hatte die Wanderung begonnen, trugen schnell alle Ihre Regenbekleidung, schließlich regnete es ununterbrochen. Kurz vorm Höhepunkt des Weges leuchtete der Himmel und ein Grollen zog durchs Tal. Das Gewitter kam früher als geplant. Wie sollte es anders sein. Auch mit dieser alpinen Gefahr mussten wir lernen umzugehen. Zügig aber sicher gingen wir nun zum Abstieg über und erreichten nach zwei Stunden klitschnass aber fröhlich die Stallwiesalm. Dort hieß es erst einmal, Schuhe aus, nasse Sachen aufhängen und ein heißes Getränk bestellen. Wir harrten in der gemütlichen Alm aus bis das Gröbste vorbei war und wir zurück zu Fiegel´s wandern konnten. Am Nachmittag, der nun sehr entspannt und bei strahlender Sonne auf der Alm verlief, blieb nun Zeit für den letzten Ausbildungsinhalt. Wie reagiert man bei Wetterumschwüngen? Was bei Gewitter geschieht, hatten wir ja nun eindrücklich am Vormittag erlebt. Doch was, wenn Unterkühlung droht und keine Hütte in Sicht ist? Biwaksack auspacken, einen geschützten Platz suchen, den Untergrund etwas isolieren und den Biwaksack überstülpen. Wahnsinn wie warm das darin wird. Mit diesen letzten Inhalten klang der Abend gemütlich auf Fiegl´s Hütte aus. Wir reflektierten nach dem Abendessen noch einmal die Woche und bedankten uns bei unseren Ausbildern mit einem „Notfallpaket“ – einen edlen Tropfen Enzianschnaps durften Sven und Mario nun ihr Eigen nennen.

Tag 6: Wanderparkplatz Granbichl

Wer hat an der Uhr gedreht? War es wirklich schon so spät? Tatsächlich, 8:30 Uhr. Ein letztes Gruppenfoto und plötzlich war er da, der Abreisetag. Heute geht’s zum Parkplatz zurück, dorthin, wo alles am 08.08.2024 begonnen hatte und die Autos parkten. Dort angekommen verteilten sich alle auf die Fahrzeuge, die Rucksäcke wurden im Kofferraum verstaut und es hieß, Abschied nehmen.

 

 

Herzlichen Dank für die wunderbaren Eindrücke auf diesem herrlichen Fleckchen Erde.